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Wir sind wer wir sind

In den letzten Jahren häufen sich die Medienartikel und Meinungsäußerungen von Professionisten über die sogenannte Generation Y. (Definition lt. Gründerszene.de: Zu der Generation Y (Englisch: Why?) zählt man die Jahrgänge 1980-1995, die dafür bekannt sind, Althergebrachtes in Frage und die Arbeitswelt auf den Kopf zu stellen.)

Etliche Vorwürfe wie „Will diese Generation auch mal arbeiten?“, „Übernimmt keine Verantwortung“, „Langweiler“, „Nur fordern, nichts leisten“ kann man immer wieder lesen und genauso auch viele Gegenargumente oder „Neutralisierungen“ diverser Aussagen von Printmedien. Wie sieht das jedoch die betroffene Generation? Wie viele dieser Vorwürfe können Menschen dieser Generation tatsächlich bestätigen oder widerlegen? Und eine noch viel wichtigere Frage, kann oder muss man jeden Generationswandel in eine Schublade werfen?

Seit der Nachkriegsgeneration, der sogenannten Babyboomer Generation kann ein fortlaufender Wandel der Generationen und folglich auch der Gesellschaft beobachtet werden. Angefangen in der Berufswelt, bis hin zu gesellschaftlichen Veränderungen lässt sich sehr vieles, wenn nicht sogar alles, auf das Aufsteigen und Älter werden der jeweiligen Generation zurückführen.

Die 80er Jahre des 20. Jahrhunderts sind ein Jahrzehnt, welches mittlerweile so etwas wie Kult Status erlangt hat. Warum? Das weiß eigentlich niemand so genau, aber vielleicht auch einfach durch die in dieser Zeit aufgewachsenen, heute erwachsenen Menschen, welche den extremen Wandel der Gesellschaft vom Industriezeitalter in das Informationszeitalter miterlebt hatte. Noch die Zeiten gänzlich ohne PC, Handy, Tablets und MP3 Player erlebt hatte und dennoch auch heute nicht mehr darauf verzichten möchten. Was also macht diese Generation so besonders? Ist es wirklich das Syndrom des klassischen „mittleren“ Kindes?

Jene, welche in den 70er Jahren groß geworden sind, erlebten ebenso die 80er Jahre, jedoch aus einem anderen Blickwinkel – einem Älteren. Das Jahrzehnt der Revolution. Sie waren (teilweise) Nachkommen der Hippie Bewegung und trugen den Kampf gegen das Establishment fort. Punk Bewegungen, Terror Bewegungen aus dem eigenen Land – sogenannte Freiheitskämpfer, ein „vernichten“ der alt eingebrachten und traditionellen Geschlechterrollen in der Familie und im Beruf.
Und dann, nur 10 Jahre später, gab es diese 80er Generation. Die nicht mehr viel von diesem Kampf erlebt hatte. Das Höchste der Gefühle war gegen Ende der 80er Jahre der Fall der Berliner Mauer, als auch kurz darauf der ausbrechende Jugoslawien Krieg und Tschernobyl. Alles Ereignisse, welche erst in der zweiten Hälfte der 80er ihre Wurzeln hat und ohne einem großen gesellschaftlichen Kampfgeist erworben.

Die sogenannte Generation Y wuchs verhältnismäßig wohl behütet auf. In West-, Mitteleuropa zeigte sich ein deutlicher wirtschaftlicher Aufschwung. Die „Mittelschicht“ – die Arbeiterklasse – gelangte zu einem Wohlstand. Sie konnten sich nicht frühzeitig zur Ruhe setzen, doch ging es ihnen auch nicht schlecht. Es gab Möglichkeiten, unendliche Möglichkeiten durch den Fortschritt der Technik und all dies hinterlässt bei dieser Generation ihre Spuren. Sie erleben wie man Wohlstand erhalten kann, doch nur zu einem hohen Preis. Väter, welche Tagelang nicht gesehen wurden von den Kindern, da sie subjektiv rund um die Uhr arbeiteten, waren keine Seltenheit. Doch lernte man auch, wenn man etwas erreichen will, dann schafft man es auch. Das Fazit dessen war also nun, wenig Freizeit, viel Arbeit bedeutet mittleren Wohlstand. Es ist eine Zeit, in welcher sich die Kinder der 80er fast schon in ein gemachtes Nest setzen konnten. Doch Vorsicht.

All dieser wirtschaftliche Aufschwung, dieser Wohlstand und das gemachte Nest haben dieser Generation auch eines ermöglicht. Sie konnten anfangen zu hinterfragen, zu analysieren, zu recherchieren und versuchen zu verbessern. Sie mussten sich nicht den Kopf „frei“ haben um etwas zu ermöglichen, gegen Machtinhaber kämpfen oder Wirtschaftssysteme neu aufbauen. Man konnte beinahe problemfrei zur Schule gehen, studieren und dennoch mit den Eltern fast jährlich einen schönen Urlaub verbringen in den Nachbarländern. Der Multikulti Anteil wuchs stetig, man reiste in fremde Länder und ermöglichte dadurch den Blick über den Tellerrand.

Es gibt Stimmen, welche behaupten, dass diese Generation die der „Ja-Sager“ ist, der Phlegmatiker, politisch uninteressiert und arbeitsscheu. Doch ist dieser Vorwurf gerechtfertigt? Ist nicht die eigentliche 80er Generation, welche heute erfolgreich Unternehmen gründet, sogenannte Start-Ups, neue Ideen und Möglichkeiten in der Politik und Wirtschaft aufzeigt, Trends schafft, Familien gründet, Multikulturelles Miteinander begrüßt und unterstützt und sich gegen Ungerechtigkeiten der Staatsoberhäupter auflehnt?

Interessanterweise ist es auch jene Generation, welche sich wieder auf klassische alte Werte besinnt, sich dessen erinnert und diese hoch halten möchte, gepaart mit einigen neuen Aspekten im Sinne der Gleichberechtigung und Liberalisierung. Die Generation der 80er Jahre ist nicht weniger kämpferisch, als die der 70er Jahre oder gar der 60er Jahre. Doch auf ihre Art und Weise. Es ist ein Weggang vom Materialismus, zumindest in Teilen. Der Wohlstand der Kindheit hat gezeigt, dass es zwar schön ist, wenn man sich einiges leisten kann, doch der Wunsch einer intakten und vollständigen Familie nicht geringer ist. So versucht man also einen Mittelweg zu gehen.

Schwierig ist für jene Generation nur die Tatsache, dass sie stets dem Problem gegenüber steht, mit vorherigen Generationen verglichen zu werden. Ein Vergleich von Äpfel und Birnen, von verschiedenen Generationen unter verschiedenen gesellschaftlichen Bedingungen und verschiedenen weltpolitischen Außeneinwirkungen.

 

Quellen:

    End 30’s Consulter, Web developer & Project Manager, Husband, Writer, Pseudo-Journalist, Biker, Cat Lover, Constructional engineer, Apple Fanboy, Viennese

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